Mit Spannung verfolgen wir seit dem Dienstagabend den Verlauf der Wahlen in den vereinigten Staaten. Wir wollen euch hier eine knappe Zusammenfassung und Bewertung der bisherigen Ereignisse liefern. Überblick über das Wahlsystem der PräsidentschaftswahlIm föderalen Staatsystem der USA wird der Präsident nicht direkt gewählt, sondern jeder der 50 Bundesstaaten wählt separat und entsedet eine Delegation an Wahlpersonen in das Electoral College, das dann die eigentliche Präsidentschaftswahl durchführt. Bei der Auswahl dieser Wahlpersonen gilt „the winner takes it all“. Gewinnt also eine Partei auch nur mit knapper Mehrheit in einem Staat, gehen dennoch alle Wahlpersonen dieses Staates an die siegreiche Partei. The Race for 270Das Electoral College setzt sich insgesamt aus 538 Wahlleuten zusammen, somit sind für eine Mehrheit mindestens 270 Stimmen nötig. Um eine sichere Mehrheit hinter sich versammeln zu können sollten die Kandidaten dennoch einige Stimmen zusätzlich zu der Schwelle von 270 hinter sich versammeln, da es durchaus dazu kommen kann, dass einzelne Wahlpersonen abweichend vom Ergebnis ihres Bundesstaates abstimmen. Und bei Stimmgleichheit? Kann keiner der Kandidaten im Electoral College keine absolute Mehrheit erzielen, so stimmt das Repräsentantenhaus gegliedert nach Bundesstaaten über den Präsidenten ab, während die Frage nach der Vizepräsidentschaft im Senat geklärt wird. Spannung bis zum SchlussStand jetzt (06.11.2020, 01:41 Uhr) liegt nach den Zahlen der NY-Times das Team der Demokraten mit 253 zu 214 Wahlleuten vor den Republikanern. Offen ist das Rennen noch in den Bundesstaaten Nevada und Arizona, in denen Biden vorne liegt und den Staaten Alaska, Pennsylvania, North Carolina und Georgia, mit einer aktuellen Führung für Donald Trump. Sollte sich an den Mehrheitsverhältnissen während der noch laufenden Auszählungsverfahren nichts mehr ändern, hätten die Demokraten eine Mehrheit im Electoral College, käme aber genau auf die zur Wahl notwendigen 270 Wahlpersonen, einer riskanten knappen Mehrheit. Diese Mehrheitsverhältnisse können sich aber angesichts unglaublich knapper Zwischenstände z.B. in den Staaten Nevada (11 votes, Biden +0.9%) und Georgia (16 votes, Trump +0,1%) jederzeit ändern. Somit bleibt uns nur, geduldig auf die vollständige Auszählung zu warten. Blaue Welle bleibt ausAuf die Verfehlungen und Missetaten eines Donald Trump einzugehen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, jedoch gingen viele Stimmen und auch Umfragen im Vorfeld der Wahlen davon aus, Biden würde eine breite Mehrheit hinter sich versammeln, doch gerade in den südlichen Bundesstaaten lagen wie schon 2016 die Umfragen falsch. Somit sehen wir in den Tagen seit der Wahl ein knapperes Rennen, als es viele erwartet haben. Trump wird letztlich wohl verlieren, aber dass es nach diesen 4 Jahren + der Pandemie doch noch so knapp wird, das ist schon sehr, sehr bemerkenswert. Ohne die Pandemie hätte Trump mit einer boomenden Wirtschaft wahrscheinlich überlegen gewonnen. Gerade in Florida scheint die Strategie der Trump-Kampagne auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Der Vorsprung von Team Biden/Harris in den urbanen Gebieten und Vorstädten von Miami, Orlando und Tallahassee reichte nicht aus, um den Bundesstaat zu gewinnen, was laut den Berichten von CNN wohl vor allem auf das Bild der vermeintlich sozialistischen Demokraten zurückzuführen ist, das die Trump Kampagne hier relativ erfolgreich prägen konnte und die Demokraten gerade bei lateinamerikanischen Wähler*innen viele Stimmen kostete. Was das insgesamt unglaublich knappe Rennen für die nervliche Gesundheit der interessierten Wahl-Watcher in unseren Reihen bedeutet, ist eine Sache, jedoch bedeutet das für uns in der Wertung, dass eines jetzt schon klar ist: Eine knappe Hälfte der US-Amerikaner*innen billigt und unterstützt einen Narzissten, Sexisten und Rassisten und, wie seine Äußerungen zur Wahl abermals zeigen, einen Feind der Demokratie im White House. Dies ist in unserer Sicht ein unglaubliches Armutszeugnis und zeigt die Spaltung der Gesellschaft in den USA eindrücklich auf. Fair play vs “Me me me”Donald Trump führt bereits seit seiner ersten Kandidatur einen stetigen Kampf gegen demokratische Grundwerte, gegen unabhängige, faktenbasierte Berichterstattung und nicht zuletzt gegen die Grundrechte der Bürger*innen der Vereinigten Staaten. Dieser Kampf hat in den letzten Tagen und stunden eine neue Qualität erreicht. Trump und sein Team verbringen den Wahlabend verschanzt hinter hohen Zäunen im Weißen Haus, wo er sich siegessicher bereits zum Gewinner der Wahl erklärt hat. Währenddessen gibt sich Biden zwar ebenfalls siegessicher, betont aber, dass das Ergebnis feststeht, wenn alle Stimmen ausgezählt sind. Der eigentliche Skandal dieser Wahl ist aber die Forderung von Trump und seinem Team, die Auszählung z.B. Pennsylvania, wo man aktuell noch in führung liegt, zu stoppen während gleichzeitig Arizona, wo Biden knapp vorne liegt doch bitte bis zur allerletzten Stimme ausgezählt werden soll. Gerade die Briefwahl diskreditiert Trump seit Wochen unablässig und wird auch in seinen aktuellen Wortmeldungen nicht müde, zu betonen, ihm würden durch die Demokraten mittels der Briefwahl Stimmen gestohlen. Wir beobachten weiterhin aufmerksam die Vorgänge in den USA hoffen keine weiteren 4 Jahre einen Präsidenten im Weißen Haus ertragen zu müssen, der ein derart entartetes Demokratieverständnis an den Tag legt und sein Land und die Welt weiter derart spaltet. Autor: Richard Schmidt
2 Comments
JohnnyB0y
11/6/2020 10:01:21 am
da fehlt was. amerika ist keine vollständige demokratie mehr, das verschlimmert sich durch die wahl nur noch
Reply
Richard
11/7/2020 01:59:09 pm
Ich glaube, um über das politische System der USA zu diskutieren ist hier in den Kommentaren nicht ganz der richtige Raum. Wir haben morgen ab 11:00 Uhr ein Insta-Live mit Markus Rinderspacher zu den US Wahlen, da kannst du gerne Fragen und Anregungen anbringen.
Reply
Leave a Reply. |
Deine Juso-Hochschulgruppe an der FAUViel Spaß mit unserem Blog Kategorie
All
|